FAQ zum Thema „Moderne Umgangsformen“

Häufige Fragen und Antworten rund um das Thema Etikette

Veröffentlicht am 24. März 2023

Lesezeit ca. 9 Minuten

Etikette steht immer hoch im Kurs.

Oft fragt man sich, was man in Standardsituationen machen sollte, wenn die sog. Kinderstube gerade dieses Thema nicht abdeckt. Hier ein paar Fragen, die ich häufig gestellt bekomme, mit kurzen Antworten.

Sind gute Umgangsformen heute noch wichtig?

Kurz und bündig: JA!

Sie erleichtern zwischenmenschliche Beziehungen sowohl in der Schule, im Privatleben und im Beruf. Zeigen Sie wichtige soziale Kompetenzen, indem Sie z.B. andere grüßen, sich achtsam verhalten und anderren im Gespräch zuhören, pünktlich sind, etc…

Wenn Sie zumindest grundlegende Umgangsformen beherrschen, machen Sie sich darüber keine Gedanken und werden in Standardsituationen souverän auftreten. Ihr Augenmerk kann sich auf die wichtigen Dinge beim Treffen richten.

Wo soll Etikette unterrichtet werden?

Für Umgangsformen kann es nie zu früh sein. Daher ist ein Lernen von sozialer Kompetenz mit mehreren Orten verknüpft.

Primär sind die Eltern für die Erziehung der nächsten Generation verantwortlich. Das bedeutet, dass die grundlegenden Etiketteregeln eigentlich zu Hause vermittelt werden sollen.

In zweiter Linie sollten Lehrer durch ihr Auftreten und ihren Unterricht weitere Elemente der Etikette vermitteln.

Und drittens gibt es auf diesem Wissen aufbauende Kurse für Umgangsformen sei es begleitend zum Tanzunterricht in einer Tanzschule oder in eigens dafür angebotenen Seminaren.

Es stellt sich of die Frage, ob ein eigenes Fach dafür in Schulen angeboten werden sollte. Nicht zuletzt aufgrund des augenscheinlichen Mangels an Umgangsformen und dem schon straftätlichen Verhalten vieler Jugendlichen gegenüber anderen. Die Schule ist diesbezüglich für Versäumnisse des Elternhauses unverantwortlich und kann dahingehend nur begrenzt einwirken. Ein bereits mancherorts eingesetzter Ethikunterricht ist schon ein guter Anfang, einem rüpelhaftem Verhalten entgegenzuwirken.

Was bedeuten Netiquette und Chatiquette?

„Netiquette“ ist ein Kofferwort aus „Net“ fürs Internet und „Etiquette“ (französisch für Etikette). Bei „Chatiquette“ ist es ein Kombination aus „Etiquette“ und „Chat“ (elektronische Kommunikation mittels geschriebenem Text in Echtzeit).

Grundsätzlich sind die gleichen Umgangsformen für ein höfliches Miteinander im Internet anwendbar:

  • Keine Beleidigungen oder Hate Speech,
  • höfliches Miteinander,
  • keine massenhaften Wiederholungen oder Werbung zu bombardieren (Spam),
  • normale Schreibweise (Großschrift wird als Schreien interpretiert),
  • Vorsicht bei Fotos (z.B. von peinlichen Situationen oder von anderen Personen).
Welche sind die grundlegenden Umgangsformen?
  1. Sie grüßen die anwesenden Personen, wenn Sie einen Raum erstmalig betreten.
  2. Sie verabschieden sich bei den anwesenden Personen, wenn Sie einen Raum  definitiv verlassen.
  3. Pünktlichkeit
  4. „Bitte“ & „Danke“ sagen.
  5. Aufmerksamkeit und Achtsamkeit in Gesprächen.
  6. Mobiltelefone ausschließlich abseits von Meeting, Gesprächen oder Essen verwenden.
  7. Respektvoller Umgang mit anderen (z.B. Tür aufhalten, Sitzplatz im öffentlichen Verlehrsmittel ohne Aufforderung anbieten, älteren und/oder gebrechlichen Menschen assistieren,…)
  8. Beim Gähnen, Niesen oder Husten die Hand (bzw. Ellenbogen) vorhalten. Danach ggf. Händewaschen.
  9. Bei Warteschlangen wird nie vorgedrängelt.
  10. Halten Sie immer Distanz zu anderen (ca. einen Meter – das entspricht in etwa zwei Armlängen).
Warum sollte man Umgangsformen anwenden?

Gute Umgangsformen hinterlassen immer einen guten Eindruck. So wie im Privaten, ist auch im Beruf eine bessere Kommunikation mit Kollegen, Vorgesetzten und Kunden möglich. Außerdem sind gute Umgangsformen generell eine Imagepolitur, die auch nach außen glänzt und in weiterer Folge nicht nur ein besseres Licht auf Sie sondern auch auf das Unternehmen wirft.

Mit Etikette kann man bei einem Vorstellungsgespräch durchaus punkten und zeigt zusätzlich zu seinen beruflichen Qualifikationen auch die besonderen Soft Skills, die einen gerade in diesem Fall besonders gut ins Team integrieren. In weiterer Folge wird Ihnen mit tadellosern Umgangsformen meist mehr zugetraut und von Vorgesetzten bereitwilliger mehr Verantwortung übertragen.

Wie lassen sich Umgangsformen erlernen und ggf. verbessern?

Die Eltern legen den Grundstein. Der Feinschliff erfolgt im Laufe der Jahre durch das Umfeld bzw. durch das eigene Interesse. Ist man für positive Vernderungen offen, so kann man zu jedem spteren Zeitpunkt neue Verhaltensregeln adaptieren.

Ihr Umfeld zeigt Ihnen außerdem, welche Verhaltensweisen verbessert werden dürfen. Seien Sie daher immer achtsam auf die Reaktionen in Ihrem Umfeld und Sie werden unschlagbar mit ihren Umgangsformen. D.h., dass ein regelmäßiger Blick auf einen selbst gerichtet aufzeigt, woran man arbeiten sollte.

Sie können auch selbst Seminare zum Thema Umgangsformen besuchen, um ihre Kenntnisse aufzufrischen oder zu erweitern.

Was ist der Unterschied zwischen „Vorstellen“ und „Bekanntmachen“?

Bei diesen beiden Begriffen ist es erforderlich, die Rangfolge der anwesenden Personen zu kennen. Auch wenn es heutzutage vermehrt weniger Beachtung als früher findet, hängt die Begriffdefinition schlussendlich davon ab.

Prinzipiell gilt:

  • Die rangniedere wird der ranghöheren Person vorgestellt.
  • Zwei im Rang gleiche Personen werden miteinander bekanntgemacht.

Beispiele:

  • Zwei CEOs werden bekanntgemacht.
  • Ein Abteilungsleiter wird der Aufsichtsratsvorsitzenden vorgestellt.
Brauche ich unbedingt Visitenkarten?

Im Berufsleben gehören Visitenkarten zum guten Ton. Das bedeutet, dass man bei Meetings, Konferezen, Besprechungen, etc… immer Karten „abwerfen“ sollte. Die Karten zeigen in geschriebener Form alle relevanten Informationen, die man benötigt, um Sie später wieder zu kontaktieren.

Beim Kartentausch ist es wichtig, die Karte des Gegenübers zumindest einige Sekunden lang anzuschauen und nicht direkt in die Tasche zu stecken. Die erhaltene Karte wird so wie sie übergeben wurde eingesteckt. Notizen darauf macht man höchstens abseits des Übergebers.

In Japan z.B. wird der Austausch von Visitenkarten fast schon zeremoniell ausgeführt.

Privat ist es heute nicht mehr so sehr üblich Visitenkarten zu verteilen. Es ist aber eine besonders angenehme Aufmerksamkeit, Karten herzugeben. Diese Umgangsform wurde meist durch das direkte – und meist schon unpersönlich wirkende – Austauschen der Handynummern abgelöst.

Ein besonderer Vorteil der Visitenkarten liegt darin, dass man Zeit hat, sich den Namen des Gegenübers einzuprägen und den richtigen Namen stets parat hat.

„Du“ oder „Sie“?

Durch die zahlreichen Veränderungen in den letzten Jahren wird immer häufiger das eher freundschaftliche „Du“ anstatt dem formellen und respektvollen „Sie“ angewandt.

Das hat wie so oft Vor- und Nachteile, besonders im Berufsleben. Bedenken Sie, dass bei einem formellen „Sie“ der Respekt auch in strittigen Situationen eher gewahrt bleibt, als beim „Du“.

Grundsätzlich gilt – sowohl beim beruflichen, als auch beim gesellschaftlichen Umgang – die ranghöhere bietet der rangniederen Person, die Damen dem Herren, die ältere der jüngeren Person, etc… das „Du“ an.

Bei zwei gleichrangigen Personen steht es beiden offen, das „Du“ anzubieten.

Was mache ich, wenn ich den Namen meines Gegenübers vergessen habe?

Das kann jedem einmal passieren. Je mehr Personen unseren Lebensweg kreuzen, umso mehr Namen darf man sich merken – oder auch nicht.

Sollten Sie einmal eine Person wieder treffen und Ihnen ist deren Name nicht mehr geläufig, dann fragen Sie einfach freundlich nach. Ein Überspielen seines schlechten Namensgedächtnisses kann relativ rasch entlarvt werden, besonders dann, wenn Sie diese Person mit jemand anderem bekanntmachen sollen.

Als Gastgeber hingegen ist es unerlässlich die Namen und ein paar Details zum Lebenslauf seiner Gäste zu kennen. Sie können damit so manchem Gespräch zwischen zwei ihrer Gäste auf die Sprünge helfen.

Sind (Amts-, Berufs- und/oder akademische) Titel zu verwenden?

Abgesehen davon, dass Ihnen die entsprechenden Titel eine Hilfestellung bei der Rangordnung bieten, sind sie im Land der Titel, wie Österreich auch genannt wird, auch immer anwendbar, da sie als Teil des Namens gelten. Durch das Bologna-System wurde u.a. versucht, dieser österreichischen Eigenheit Einhalt zu gebieten. Doch Österreich hat weitaus mehr zu bieten als nur Bachelor und Master.

Amts-, Berufs- und akademische Titel werden in ebendieser Reihenfolge bei Dokumenten (z.B. Briefe) verwendet. Bachelor und Master werden dem Namen nachgestellt.

Bei Gesprächen wird meist der Amtstitel (z.B. Herr Sektionschef XY), der Berufstitel (z.B. Frau Professor XY) oder der höchste akdemische Titel (z.B. Herr Dr. XY) jeweils alleine verwendet. Bachelor und Master werden in einem Gespräch nicht erwähnt.

Soll ich mich immer verabschieden?

Auch hier in kurzes und bündiges: JA!

Planen Sie immer eine gebührende Verabschiedung ein. Sie ist der letzte bleibende Eindruck, den Sie hinterlassen. Bei einer Besprechung verabschieden Sie sich – beginnend mit der ranghöchsten Person – von allen einzeln. 

Auch bei einer Firmenfeier ist es angebracht, sich beim Vorgesetzten zu verabschieden. Sie bedanken sich damit für die nicht immer selbstverständliche Einladung auf Firmenkosten.

Sollten Sie bei einer privaten Feier den Gastgeber für eine Verabschiedung nicht auffinden, so warten sie nicht eine Ewigkeit, bis sie vielleicht auch noch erzürnt das Fest verlassen. Lassen Sie von einer vertrauten Person ausrichten, dass Sie gehen mussten und melden Sie sich am nächsten Tag persönlich mit einem Dankeschön.

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