Inklusion – Wir alle sind ein Teil des Ganzen

Inklusion fördert Vielfalt, Chancengleichheit und soziale Integration, stärkt unsere Gesellschaft und ermöglicht jedem Einzelnen, sein volles Potenzial auszuschöpfen.

Veröffentlicht am 25. August 2023

Lesezeit ca. 11 Minuten

Jeder von uns ist ein einzigartiges Individuum. Das bedeutet, dass wir alle unterschiedliche Erfahrungen, Talente, Fähigkeiten, Interessen und Persönlichkeitsmerkmale besitzen. Diese Vielfalt macht uns als Gesellschaft reicher und bietet ein breites Spektrum an Perspektiven, Lösungsansätzen und Innovationen. Wenn wir als Gesellschaft oder auch Unternehmen die Einzigartigkeit jedes Einzelnen schätzen und fördern, können wir gemeinsam eine inklusivere und dynamischere Welt schaffen, in der jeder die Möglichkeit hat, sein volles Potenzial zu entfalten und einen positiven Beitrag zu leisten.

In Österreich lebt ein erheblicher Teil der Bevölkerung, nämlich 18,4 Prozent der Menschen über 15 Jahren, mit anhaltenden Herausforderungen und Einschränkungen in ihrem täglichen Leben. Wenn wir diese Zahl hochrechnen, bedeutet dies, dass dies rund 1,34 Millionen sind. Es ist von entscheidender Bedeutung, diese Realität anzuerkennen und sich dafür einzusetzen, dass diese Menschen die gleichen Chancen und Möglichkeiten erhalten wie alle anderen in unserer Gesellschaft. Inklusion und Unterstützung sind wesentliche Schritte, um sicherzustellen, dass niemand aufgrund von Einschränkungen oder Unterschieden benachteiligt wird.

Was bedeuten Integration oder Inklusion? 

Oft werden beide Termini miteinander vertauscht bzw. fälschlicherweise gleichgesetzt. Die Unterschiede sind jedoch klar und können wie folgt aufgezeigt werden:

Integration

Es geht darum, eine Person, die bereits ausgeschlossen wurde oder von außen kommt, in ein bestehendes System einzubinden. Die Integration konzentriert sich auf die persönliche Anpassungsfähigkeit der betroffenen Person. Die Strukturen selbst (wie Lehranstalt, Arbeitsplatz, Vereine, usw.) erfahren dabei nur geringfügige Veränderungen.

Inklusion

Im Gegensatz dazu beinhaltet Inklusion von Anfang an, dass niemand von vornherein ausgeschlossen wird. Das bedeutet, dass das allgemeine Schulsystem kein Kind zurückweist, sondern jedes Kind gemeinsam mit seinen Altersgenossen unterrichtet wird. Jeder Mensch ist im regulären Arbeitsmarkt präsent oder lebt genauso wie alle anderen in der Nachbarschaft. Um dies zu erreichen, bietet die Gesellschaft Unterstützung an und verändert sich selbst aktiv. Sie öffnet ihre Türen für alle Menschen und heißt sie willkommen.

Die negative Form heißt Exklusion und schließt Menschen mit Einschränkungen komplett aus. Sie sind somit am Rand der Gesellschaft.

Optisch könnte man diese Begriffe folgendermaßen darstellen:

Integration
Inklusion
Exklusion

Ziel ist die Diversität unserer Gesellschaft

Der Begriff „Diversität“ stammt aus dem Lateinischen und beschreibt die Fülle und Verschiedenheit von Merkmalen und Eigenschaften in der Gesellschaft. Er richtet den Blick auf sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Unterschiede zwischen Menschen, die oft auf sozialer Ebene entstehen und zu Ungleichheiten führen können. Diese Vielfalt kann auf individueller oder gesellschaftlicher Ebene betrachtet werden und betrifft jede Person, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen.

In Unternehmen sollte die Integration und Inklusion von Menschen mit Einschränkungen ein integraler Bestandteil des Diversity Managements sein. Ebenso gehört die Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern dazu. Dabei ist es wichtig, in der Arbeitswelt sowohl die offensichtlichen als auch die nicht sichtbaren Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Mitarbeiter zu berücksichtigen. Weitere Aspekte der Diversität umfassen das Alter, die sexuelle Orientierung, die ethnische Herkunft und die Religion.

Prinzipiell sollen all diese individuellen Unterschiede niemals Entscheidungen des Personalmanagements beeinflussen.

Das Recht auf Inklusion und aktive Beteiligung

Inklusion strebt danach, dass sämtliche Mitglieder einer Gesellschaft gleichberechtigt sind und sich gegenseitig respektieren. Dies bedeutet, dass Menschen mit Einschränkungen nicht nur integriert, sondern auch in vollem Umfang teilhaben und ihre eigenen Entscheidungen treffen können sollen. Dieses Prinzip erstreckt sich nicht nur auf den Bereich der Arbeit, sondern erstreckt sich ebenso auf Bildung, Wohnen und Freizeitgestaltung. Die Grundlagen für Inklusion sind in internationalen Menschenrechtskonventionen verankert und unterstreichen das unabdingbare Recht jedes Einzelnen auf volle gesellschaftliche Teilhabe.

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.
Artikel 1

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

Die UN-Behindertenrechtskonvention: Ein Bekenntnis zur Selbstbestimmung und Teilhabe

Die UN-Behindertenrechtskonvention hat das klare Ziel, die Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Leben zu gewährleisten:

  • Gleiche Rechte für alle Mitglieder einer Gesellschaft stehen im Mittelpunkt.
  • Die Vielfalt der Menschen wird als Bereicherung angesehen, und gegenseitiges Lernen wird gefördert.
  • Ausgrenzung jeglicher Art wird entschieden abgelehnt.
  • Menschen mit Einschränkungen werden uneingeschränkt anerkannt und als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft betrachtet.
  • Sie haben das Recht auf Teilhabe an Bildung, am Arbeitsleben, in der Freizeitgestaltung und im Wohnbereich, jeweils mit der erforderlichen Unterstützung.
  • Das Recht auf Selbstbestimmung des eigenen Lebens wird uneingeschränkt gewährleistet.
  • Bürgerinnen und Bürger in einer inklusiven Gesellschaft leben eigenverantwortlich und übernehmen ihre Aufgaben und Pflichten, was insbesondere inklusive Bildung und gesellschaftliche Teilhabe betrifft.

Für Menschen mit Einschränkungen ist es von großer Bedeutung, dass sie in allen Lebensbereichen akzeptable Wahlmöglichkeiten haben, die es ihnen ermöglichen, ihr eigenes Leben nach ihren Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten.

Zusammengefasst, kann man 3 Schlagworte für ein respektvolles Miteinander anführen:

1.

Inklusion

  • Alle Menschen in einer Gesellschaft sind gleichberechtigt.
  • Menschen sind unterschiedlich, einer kann vom anderen lernen.
  • Es gibt keine Ausgrenzung.
  • Menschen mit Behinderungen werden von Anfang an anerkannt und sind selbstverständlich dabei.

2.

Teilhabe

  • Alle Menschen sollen teilnehmen an der Bildung, am Arbeitsleben und der Freizeit, ebenso beim Wohnen in der Gemeinde.
  • Dabei soll jeder und jede so unterstützt werden, wie er oder sie es braucht.

3.

Selbstbestimmung

  • Selbstbestimmung bedeutet, dass man Möglichkeiten zur Auswahl hat. Dann kann man das eigene Leben selbst gestalten.

Quelle: Lebenshilfe Österreich

Inklusion und Teilhabe für Menschen mit Einschränkungen beginnen von Geburt an und erstrecken sich über alle Lebensphasen, einschließlich Bildung, Beruf und Unterstützung im Alter. Das bedeutet, dass sie von Anfang an selbstverständlich in unserer Gesellschaft integriert sind. In diesem Prozess werden sie als vollwertige Bürgerinnen und Bürger betrachtet, die alle Rechte und Pflichten genießen und die gleiche Wertschätzung erfahren wie jeder andere auch.

Integration und Inklusion im Alltag

In der Schule

Langfristig sehen Organisationen wie die Lebenshilfe, dass es Zeit wird Sonderschulen abzuschaffen und ein inklusives Bildungssystem zu schaffen. Ziel sollte sein, dass Talente gefördert und nicht Defizite aufgrund gesellschaftlicher Vorgaben hervorgehoben unterrichtet werden sollen.

Im gemeinsamen Unterricht aller Kinder würden von Anfang an die jeweiligen individuellen Fähigkeiten jedes einzelnen Kindes, unter Berücksichtigung der persönlichen Lerngeschwindigkeit berücksichtigt.

Ein inklusives Schulangebot berücksichtigt vielfältige Bildungsanforderungen und individuelle Bedürfnisse. Es setzt auf eine Palette unterschiedlicher Lehrmethoden wie Kleingruppenarbeit, Peer-Teaching, Multilevel-Teaching und maßgeschneiderte Lehrpläne, um gezielt auf die individuellen Entwicklungsstufen der Kinder einzugehen und sie bestmöglich zu fördern. Zum Beispiel besitzen viele Kinder mit Behinderungen starke emotionale Kompetenzen, die sie nutzen, um ihre nicht-behinderten Mitschüler herauszufordern. Dies führt zu wechselseitigem Lernen und einer natürlichen Solidarität in der Schulgemeinschaft.

Im Arbeitsalltag

In Österreich sind Unternehmen mit einer Belegschaft von mindestens 25 Personen gesetzlich dazu verpflichtet, entweder eine Person mit Behinderung einzustellen oder eine entsprechende Ausgleichsabgabe zu entrichten. Diese gesetzliche Regelung betrifft aufgrund der hohen Anzahl an Kleinbetrieben lediglich 2% der örtlichen Unternehmen, während 98% der Betriebe nicht verpflichtet sind, Menschen mit Behinderungen einzustellen.

Eine Ward Howell-Studie von 2021 zeigt, dass in österreichischen Unternehmen das Verständnis für Diversität und Inklusion noch verbessert werden muss, obwohl zwei Drittel der Unternehmen diese Themen als wichtig erachten. Besonders bemerkenswert ist, dass kleinere und mittlere Unternehmen ein stärkeres Bewusstsein für diese Themen aufweisen als größere Unternehmen. Trotzdem haben nur 24% der kleinen/mittleren und 19% der großen Unternehmen konkrete Maßnahmen ergriffen, während erstaunlicherweise 62% überhaupt keine Initiativen in Richtung Inklusion und Diversität ergriffen haben, was auf einen dringenden Handlungsbedarf hinweist.

Fazit

Das Ziel der oben erwähnten Diversität und der damit verbundenen Inklusion aller Menschen in den Alltag sollte die vollständige Akzeptanz der individuellen Eigenschaften, Charaktäre und Potenziale sein. Wenn wir dieses Ziel erreichen, dann leben wir die Grundlagen unserer modernen Umgangsformen wie z.B.

  • Aufmerksamkeit und Achtsamkeit
  • Respektvoller Umgang mit anderen
  • Akzeptanz anderer

Unser soziales Umfeld kann auf Dauer nicht nur in getrennten Gesellschaften existieren. Diese Trennung führt – historisch betrachtet – immer wieder zu Konflikten und oft auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Die Integration und Inklusion kann allerdings nicht nur als Einbahnstraße betrachtet werden, indem sie nur einseitig eingefordert wird. Wenn auf allen Seiten die Bereitschaft dazu existiert, ist ein gemeinschaftliches Leben erst möglich. Wichtig ist allerdings, dass irgendjemand den ersten Schritt dazu macht.

Somit ist eindeutig erkennbar, dass es sich hier auch um ein Thema handelt, dass eben nicht nur Menschen mit Einschränkungen betrifft, sondern auch andere weite Teile unserer Gesellschaft. Ein Thema, das noch lange nicht ausgestanden ist und das immer wieder zu hitzigen Diskussionen geführt hat.

Persönliche Erfahrung

Persönlich kann ich von sehr positiven Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Trisomie 21 – allesamt von der Lebenshilfe Wien – berichten, die mit mir und einer Auswahl an Tanzschülern gemeinsam einen Tanzkurs absolvierten. Die besondere Direktheit, die diese Jugendlichen an den Tag legten, waren von einer besonderen herzerfrischenden Art, dass die Zusammenarbeit mehr als nur freundlich, ja sogar als herzlich bezeichnet werden kann, dass ich ganz anders unterrichten lernte

Ähnliches erlebte ich mit Aktiven, ebenfalls mit Trisomie 21, des Vereines Ich bin OK. Die Motivation und auch Herzlichkeit, die diese jungen Menschen haben – z.B. mitten in der Generalprobe vom Opernball schallt ein lautes „Hallo, Dominik!“ durch den großen Ballsaal der Wiener Staatsoper – sind ein derart positives Signal für ein inklusives Zusammenleben.

Ich möchte daher an dieser Stelle all diesen inspirierenden Menschen für diese Erfahrung auf das Herzlichste danken!

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